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Der Stern Davids

In Briefen an seinen Freund Paul Citroen (1896–1983), mit dem er zusammen am Bauhaus in Weimar studiert hatte, fügte Kirszenbaum wiederholt Karikaturen an, die nicht im direkten Zusammenhang zu dem Text standen und eher spontan hinzugefügt wirken.

Der Stern Davids

In Briefen an seinen Freund Paul Citroen (1896–1983), mit dem er zusammen am Bauhaus in Weimar studiert hatte, fügte Kirszenbaum wiederholt Karikaturen an, die nicht im direkten Zusammenhang zu dem Text standen und eher spontan hinzugefügt wirken.

So findet sich am Ende eines Briefes vom 18. Januar 1932 ein Selbstporträt, bei dem Kirszenbaum lässig mit einer Zigarette im Mundwinkel über die Nazis spottend den sogenannten Hitler-Gruß nachahmt. Allerdings trägt er nicht wie die Nazis eine Hakenkreuz-Armbinde, sondern zeigt stolz eine mit dem Davidstern, wie ihn die Zionisten ab dem Ende des 19. Jahrhunderts als politisches Symbol für das Ziel der Gründung eines eigenen jüdischen Staates nutzten.

Brief an Paul Citroen vom 18. Januar 1932. © Bauhaus-Archiv Berlin
Karikatur »Heil Hitler!«

Wohl als Verweis auf die Karikatur bezeichnet sich Kirszenbaum im Gruß an Citroen ironisch als einen »recht goischen [= unjüdischen] Jecheskiel«

Das Schild-Davids (hebräisch מגןדוד Magen David) mit seinen zwei untrennbar verflochtenen Dreiecken symbolisiert die Verbundenheit der Juden mit Gott. Der Stern Davids wurde am 14. Mai 1948 bei der Staatsgründung zum Emblem der Flagge Israels.

Die Flagge des Staates Israel vor der Klagemauer in Jerusalem
Foto: © Zachi Evenor (Hebräisch:דר צחי אבנור)
Frauen mit der stigmatisierenden Armbinde in einer Warteschlange vor einem Postamt in Warschau, 1941.
Foto: Ludwig Knobloch. © Bundesarchiv

Es lag 1932 vermutlich außerhalb der Vorstellungskraft Kirszenbaums, dass nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen 1939 dort alle Juden verpflichtet würden, auf dem rechten Ärmel ihrer Oberkleidung eine weiße, mindestens 10 Zentimeter breite Armbinde mit dem Davidstern zu tragen.

Innerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches bestimmte am 1. September 1941 die »Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden«, dass die Menschen, die nach den Nürnberger Rassegesetzen von 1935 als Juden definiert worden waren, ab dem sechsten Lebensjahr einen gelben »Judenstern« »sichtbar auf der linken Brustseite des Kleidungsstückes in Herznähe fest aufgenäht zu tragen« hatten.

Mann mit einem »Judenstern« auf dem Mantel in Berlin im September 1941
© Bundesarchiv

»Kennzeichnung als Juden«. In: Enzyklopädie des Holocaust. Israel Gutmann / Eberhard Jäckel/Peter Longerich (Hg.). Bd. 2, München 1998, S. 750 f.

Lion Feuchtwanger (Hg.): Der gelbe Fleck. Zusammenstellung von Zeitungsartikeln, Augenzeugenberichten, Karikaturen und Gesetzestexten zur Verfolgung der Juden in Deutschland. Paris 1936.

Peter Longerich: »Davon haben wir nichts gewusst!« Die Deutschen und die Judenverfolgung 1933–1945. München 2006.

Ingo Loose: Polen. Die eingegliederten Gebiete August 1941–1945 (= Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945, Bd. 10). Berlin 2020.

Michael Mayer: Staaten als Täter: Ministerialbürokratie und »Judenpolitik« in NS-Deutschland und Vichy-Frankreich. Ein Vergleich. München 2010.

Claudia Prinz: Der »Gelbe Stern«. Lebendiges Museum Online – Deutsches Historisches Museum. Berlin 2015.
Online: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/der-zweite-weltkrieg/voelkermord/gelber-stern.html

Jens J. Scheiner: Vom »Gelben Flicken« zum »Judenstern«? Genese und Applikation von Judenabzeichen im Islam und christlichen Europa (841–1941). Frankfurt a. M. 2004.

Joseph Walk (Hg.): Das Sonderrecht für die Juden im NS-Staat. 2. Aufl. Heidelberg 1996.