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Proletarische Freidenker

Im Zuge der Aufklärung hatte sich in Europa ab dem 18. Jahrhundert das Freidenkertum entwickelt. Die Freidenker bestanden grundsätzlich auf einer kritische Prüfung jeglicher Sachverhalte und wiesen Forderungen und Gebote zurück, die nur auf Glauben basierten. Allerdings lehnten sie Religionen nicht grundsätzlich ab. Zu den Freidenkern gehörten der Zoologe Ernst Haeckel (1834–1919), Frauenrechtlerinnen wie Helene Stöcker (1869–1943), der Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld (1868–1935), der Schriftsteller Carl von Ossietzky (1889–1938) und der Marxist Karl Liebknecht (1871–1919).

Proletarische Freidenker

Im Zuge der Aufklärung hatte sich in Europa ab dem 18. Jahrhundert das Freidenkertum entwickelt. Die Freidenker bestanden grundsätzlich auf einer kritische Prüfung jeglicher Sachverhalte und wiesen Forderungen und Gebote zurück, die nur auf Glauben basierten. Allerdings lehnten sie Religionen nicht grundsätzlich ab. Zu den Freidenkern gehörten der Zoologe Ernst Haeckel (1834–1919), Frauenrechtlerinnen wie Helene Stöcker (1869–1943), der Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld (1868–1935), der Schriftsteller Carl von Ossietzky (1889–1938) und der Marxist Karl Liebknecht (1871–1919).

Werbepostkarte des »Zentral-Verbandes proletarischer Freidenker« mit Sitz in Dresden
Grafik: Emil Kuhlmann (1886 –1957), Historische Bildpostkarten – Universität Osnabrück, Sammlung Prof. Dr. Sabine Giesbrecht

In Abgrenzung zu bürgerlichen Freidenkern wurde 1908 in Eisenach der »Zentral-Verband Deutscher Freidenker« gegründet, der sich ab 1911 in »Zentral-Verband proletarischer Freidenker Deutschlands« und ab 1922 in »Gemeinschaft Proletarischer Freidenker« umbenannte.
Die Forderungen nach einer Trennung von Kirche und Staat, Simultanschulen, einer weltlichen Jugendweihe anstelle von Kommunion oder Konfirmation, Legalisierung der Sterbehilfe und die Möglichkeit der Feuerbestattung wurden von Vertretern der christlichen wie auch der jüdischen Religion als Atheismus bekämpft.
Mit einer Verordnung des Reichspräsidenten über die »Auflösung der kommunistischen  Gottlosenorganisationen« vom 3. Mai 1932 wurden die proletarischen Freidenker verboten. Ein Jahr später verboten die Nationalsozialisten unterschiedslos alle Organisationen der Freidenker.

»Ich fürchte, Ehrwürden haben den Nagel nicht auf den Kopf getroffen! …«

Mit einer Anspielung auf den Thesenanschlag des Reformators Martin Luther 1517 – in der Karikatur vollzogen durch einen der Zentrumspartei angehörenden katholischen Geistlichen – kritisierte Duwdiwani das Verbot der proletarischen Freidenker 1932. Daneben erschien ein Gedicht des Schriftstellers Erich Weinert (1890–1953), der nach seiner Emigration in die Sowjetunion 1943 Präsident des »Nationalkomitees Freies Deutschland« werden sollte. Weinert zählt die Vorurteile derjenigen gegenüber den Freidenkern auf, die sich seiner Meinung nach Hitler – »Fra Diavolo aus dem braunen Haus« – bereits verschrieben hatten.

Roter Pfeffer, 5. Jg. / Heft 6, 15.6.1932, S. 3
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena
Die proletarische Freidenker-Bewegung

Das in der thüringischen Stadt Gotha als Lehrer tätige Ehepaar Anna (1892–1959) und Walter Lindemann (1893–1985) veröffentlichte im Jahr 1926 eine Programmbroschüre.

Jochen-Christoph Kaiser: Arbeiterbewegung und organisierte Religionskritik. Proletarische Freidenkerverbände in Kaiserreich und Weimarer Republik. Stuttgart 1981.

Christoffer Leber: Arbeit am Welträtsel. Religion und Säkularität in der Monismusbewegung um 1900 (= Religiöse Kulturen im Europa der Neuzeit – Band 17). Göttingen 2020.

Anna u. Walter Lindemann: Die proletarische Freidenker-Bewegung. Geschichte, Theorie und Praxis. Leipzig 1926.