Kunst und Künstler
Kirszenbaums künstlerisches Schaffen umfasst gleichermaßen figürliche Darstellungen wie auch vom Expressionismus beeinflusste Arbeiten. Den Expressionisten ging es im frühen 20. Jahrhundert um den Ausdruck subjektiver Empfindungen, womit sie sich dezidiert gegen die Naturalisten und Impressionisten stellten. Ausdrücklich wandte sich das von Walter Gropius (1883–1969) verfasste »Bauhaus-Manifest« vom April 1919 gegen die »alten Kunstschulen«, die sich »in der Salonkunst« verloren hätten.
Kunst und Künstler
Kirszenbaums künstlerisches Schaffen umfasst gleichermaßen figürliche Darstellungen wie auch vom Expressionismus beeinflusste Arbeiten. Den Expressionisten ging es im frühen 20. Jahrhundert um den Ausdruck subjektiver Empfindungen, womit sie sich dezidiert gegen die Naturalisten und Impressionisten stellten. Ausdrücklich wandte sich das von Walter Gropius (1883–1969) verfasste »Bauhaus-Manifest« vom April 1919 gegen die »alten Kunstschulen«, die sich »in der Salonkunst« verloren hätten.
Gerne spottete Kirszenbaum als Duwdiwani in seinen Karikaturen über Künstlerkollegen und sich selbst.
Optische Verwirrung
»Komisch, lieber Freund, dein Modell ist ganz schlank, während die Dame auf dem Bilde aus den Nähten platzt. Ich glaube, du musst dir ’ne Brille anschaffen!«
Bei den einem naturalistischen Malstil verhafteten Künstlern waren Duwdiwani offensichtlich Fälle begegnet, bei den die Bilder deutlich von dem Darzustellenden abwichen. In der Karikatur hatte der Maler ein eigentlich schlankes Model recht korpulent auf die Leinwand gebannt.
Expressionistische Malerei
»Ich würde einfach die Pinsel ins Bild pieken und die janze Chose »Köcher des Amor« taufen!«
Da der Maler im Expressionismus dem Betrachter ein Erlebnis, ein Grundgefühl mithilfe einer aggressiven Deformation natürlicher Formen und Strukturen bieten wollte, stellte sich nach der Erfahrung Duwdiwanis gelegentlich das Problem, die beabsichtigte Bildaussage in einen Titel zu fassen. Die Werke des Künstlers in der abgebildeten Karikatur erinnern an die Bilder von Wassily Kandinsky (1866–1944), der Lehrer am Bauhaus war.
Der Kunstmaler
»Wenn mir der Leinwandfritze keinen Kredit mehr gibt, muss ich die nächste Landschaft auf die Hose malen. Aber was bleibt mir dann zum Versetzen?!«
Vielleicht reflektierte Duwdiwani seine eigene, häufig problematische wirtschaftliche Situation in der Karikatur eines Malers, der befürchtet, demnächst auf seine einzige Hose malen zu müssen, weil er sich keine Leinwand leisten kann.
Mehrfachbegabung
»Es schwebt mir etwas in Orange vor. Dies ins Atonale umgesetzt, ergäbe einen phänomenalen Sechszeiler!«
In einer der ersten Karikaturen Duwdiwanis für den »ULK« im Jahr 1926 strebt ein Künstler eine expressionistische Symbiose zwischen darstellender Kunst, Musik und Poesie an. Möglicherweise handelt es sich dabei um eine Anspielung auf seinen musikbegeisterten Bauhaus-Lehrer Paul Klee (1879–1940), der 1921 die »Fuge in Rot« gemalt und Gedichte geschrieben hatte. Auch der Bauhausmeister Wassily Kandinsky (1866–1944) experimentierte mit dem Zusammenspiel von Malerei und Musik.
Ulrike Ackermann / Ulrike Bestgen (Hg.): Das Bauhaus kommt aus Weimar. Katalog zur Ausstellung. Weimar 2009.
Magdalena Droste: Bauhaus. Aktualisierte Ausgabe. Köln 2019.
Peter Hahn (Hg.): Bauhaus Berlin. Auflösung Dessau 1932. Schließung Berlin 1933. Bauhäusler und Drittes Reich. Eine Dokumentation zusammengest. vom Bauhaus-Archiv Berlin. Weingarten 1985.
Bernd Hüttner / Georg Leidenberger (Hg.): 100 Jahre Bauhaus. Vielfalt, Konflikt und Wirkung. Berlin 2019.
Winfried Nerdinger: Das Bauhaus. Werkstatt der Moderne. München 2018.
Paulina Olszewska: Lass uns feiern! Feste am Bauhaus. Hg. vom Goethe-Institut Polen in der Reihe »Die ganze Welt ein Bauhaus?« 2020
Online: https://www.goethe.de/ins/pl/de/kul/mag/21793573.html
Michael Siebenbrodt / Lutz Schöbe: Bauhaus 1919 – 1933. New York 2009.
Frank Simon-Ritz/Klaus-Jürgen Winkler/Gerd Zimmermann (Hg.): Aber wir sind! Wir wollen! Und wir schaffen! Von der Großherzoglichen Kunstschule zur Bauhaus-Universität. 1860–2010. Band 1 (1860–1945). Weimar 2010, S. 147–243.