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Teufel Alkohol

Eigentlich hatten die Hyperinflation, die Arbeitslosigkeit sowie die hohen Steuern auf Branntwein in der Weimarer Republik zu einem deutlichen Rückgang des Alkoholkonsums im Vergleich zum 19. Jahrhundert geführt. Ungeachtet dessen gab es eine starke Bewegung gegen den Alkohol. Gemeinsam gründeten 1921 Abstinenzler, die Alkohol völlig verboten wissen wollten, und Temperenzler, die für einen »vernünftigen« Genuss plädierten, in Berlin die »Deutsche Reichshauptstelle gegen den Alkoholismus«.

Teufel Alkohol

Eigentlich hatten die Hyperinflation, die Arbeitslosigkeit sowie die hohen Steuern auf Branntwein in der Weimarer Republik zu einem deutlichen Rückgang des Alkoholkonsums im Vergleich zum 19. Jahrhundert geführt. Ungeachtet dessen gab es eine starke Bewegung gegen den Alkohol. Gemeinsam gründeten 1921 Abstinenzler, die Alkohol völlig verboten wissen wollten, und Temperenzler, die für einen »vernünftigen« Genuss plädierten, in Berlin die »Deutsche Reichshauptstelle gegen den Alkoholismus«.

Kirchliche Sittlichkeitsvereine waren in dieser Frage mit Teilen der Arbeiterbewegung verbündet. Dem standen wirtschaftsliberale sowie auch besonders rechtskonservative Kreise gegenüber. Und die Reichsregierung wollte natürlich auch ungern auf die Steuereinnahmen aus dem Branntweinmonopol verzichten. Mehrere Gesetzesinitiativen für ein Alkoholverbot scheiterten.

Der Reichstag verabschiedete schließlich erst am 28. April 1930 ein „Gaststättengesetz“. Dieses Gesetz verbot zwar den Ausschank von Alkohol an Jugendliche und von Brandwein auf Fußballplätzen, ließ den Vereinen aber immerhin die wichtige Einnahmequelle des Bierausschanks.



Reichsgesetzblatt, Jg. 1930, Teil I, S. 148.
ULK, 55. Jg. / Nr. 21 v. 19.2.1926, S. 158
Prohibition

»Ja, wir Alkoholiker haben’s schwer. Drei müssen immer Kulisse stehen, während der vierte aus dem Fläschchen nuckelt!«

Als im Jahr 1926 wieder einmal ein Gesetz zum Verbot von Alkohol diskutiert wurde – eine Prohibition wie in den USA seit 1920 – karikierte Duwdiwani die Vorsichtsmaßnahmen, die Trinker gegebenenfalls künftig zu ergreifen hätten.

»Schnaps-Ede«

Verkauf von Alkohol in den Straßen von Berlin. Obwohl der Schnaps oft recht zweifelhafter Herkunft war, zählten beste Kreise zur Kundschaft.

Foto: Georg Pahl, 1924. © Bundesarchiv
ULK, 55. Jg. / Nr. 47 v. 26.11.1926, S. 367
Knospen der Nation

»Immer stramm saufen, Leibfuchs – die Ɨ Ɨ Ɨ Republik is weiter nischt als eine blöde Abstinenzlererfindung!«

Der »Leibfuchs« ist ein Studienanfänger, den ein »Leibbursche« drei Semester lang auf eine Aufnahme als Vollmitglied in eine Studentenverbindung vorbereiten soll. Hier erklärt der Mentor seinem Schützling während eines der in Verbindungen üblichen Bier-Comments, einer Art Kampftrinken, dass die Weimarer Republik letztlich nur eine Erfindung der Abstinenzler sei.

Heinz Amberger (Hg.): Burschenschaftliches Arbeitsbuch. Frankfurt a. M. 1955. Artikel: »Der Leibbursch. Fuchs und Bursch«, S. 15–18.

Michael Grüttner: Alkoholkonsum in der Arbeiterschaft 1871–1939. In: Toni Pierenkemper (Hg.): Haushalt und Verbrauch in historischer Perspektive. Zum Wandel des privaten Verbrauchs in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert. St. Katharinen 1987, S. 229–273.

Hasso Spode: Die Macht der Trunkenheit. Kultur und Sozialgeschichte des Alkohols in Deutschland. Berlin 1993.

Claudius Torp: Konsum und Politik in der Weimarer Republik (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 196). Göttingen 2011.